Am Donnerstag (22.07.10) fahren wir ein letztes Mal mit der alten Sowjet-U-Bahn durch Tbilisi und lassen uns am Didube-Bahnhof ausspucken, drängen uns durch die Russwolken und zwischen Futter- und Kleider- und Ramsch-Ständen hindurch auf der Suche nach der “Marschrutka” nach Achalziche. Marschrutkas kennen wir ja schon aus Russland und der Ukraine, es sind die Sammeltaxis, welche für fast nichts von überall nach überall fahren. Hier in Georgien sind das fast immer Ford Transit, welche oft noch die Beschriftung ihrer ursprünglichen deutschen und holländischen Vorbesitzer tragen – und auf mindestens 19 (!) Sitzplätze “ausgebaut” wurden. Der Wagen fährt, wenn sich genügend Passagiere gefunden haben (sprich wenn sich im inneren niemand mehr bewegen kann) und transportiert nebst Personen auch noch andere Dinge wie zum Beispiel Medikamente von der Hauptstadt aufs Land.

Richtige Marschrutka gefunden?

Auf der Suche nach der richtigen Marschrutka in Tbilisi

Unverhoffte Hilfe auf Deutsch

Gut durchgeschüttelt und nassgeschwitzt treffen wir gegen Abend in Achalziche ein, eine ärmliche Mischung aus Stadt und Dorf. Der Fahrer übergibt uns gleich an einen Taxifahrer, der seinen Sohn per Handy zum Busbahnhof bestellt. Sofort ist Peya zur Stelle und spricht perfektes Deutsch – er arbeitet in München und macht zuhause Urlaub. Zusammen mit seinem Vater Schora bringen sie uns zu einem Hotel, welches sehr neu und sehr sauber ist und so irgendwie nicht ganz hierher passt. Die Kellnerin ist dann auch entsprechend hilflos, als wir später etwas essen wollen…

Hotel Buena Dea, Akaltshike

Luxuriös: Zimmer im Hotel

Aussicht vom Hotelbalkon in Akaltshike

Weniger Luxuriös: Ausblick vom Hotelbalkon

Klöster in Felsen und im Wald

Am Freitag fährt uns dann Schora mit seinem Taxi in aller Frühe durch eine faszinierende Landschaft voller Felsklippen und enger Täler nach Wardzia. Dies ist eine riesige Klosteranlage, welche in eine etwa 500 Meter hohe Felswand oberhalb eines Flusses gehauen wurde. Auf 13 Etagen dienten unzählige Höhlen als Mönchs-Zellen und Kirchen, die älteste darunter aus dem 12. Jahrhundert. Leider nützen uns die bereitstehenden Führer nichts, da wir weder georgisch noch russisch verstehen – wir sind bei der Erkundung der Anlage auf uns selbst gestellt. Im Mittelalter soll die Anlage aus 2000 Säälen bestanden haben, welche 800 Mönchen und in Krisenzeiten zusätzlich bis zu 50’000 Menschen aus den umliegenden Dörfern Zuflucht geboten haben sollen – davon ist leider nur ein kleiner Teil erhalten geblieben, doch auch das beeindruckt uns sehr.

Höhlenkloster Wardzia

Klosteranlage Wardzia

Höhlenkloster Wardzia

Phil in einem Tunnel (Höhlenkloster Wardzia)

Aussicht aus einer Höhle in Wardzia

Aussicht ins Tal von einer Höhle in Wardzia

Vor einer Höhle in Wardzia

Vor dem Höhlenkloster Wardzia

Schora bringt uns dann zurück in die Stadt und noch zum Kloster Sapara, welches auf einem Hügel nahe der Stadt liegt – dazu würgt er sein Taxi über eine regelrechte Geländepiste. Als es dann etwas zu regnen beginnt während wir uns die Kirche anschauen gehen wir schleunigst zum Wagen zurück – wir wollen gar nicht wissen, ob die Strecke auch in der Sumpf-Version von einem PW befahren werden kann.

Mit dem Jeep durchs Gebirge

Mit dem Sohn unseres Fahrers und seinem Kumpel geht es dann im Jeep weiter nach Batumi. Die beiden haben dazu die Strecke über einen Pass und dann quer durch Adscharien gewählt – diese sei viel schöner als von Akaltschike aus ins Tal zu fahren und die Autobahn zu nehmen. Das bewahrheitet sich dann auch, wir fahren durch Wälder und an alpinen Wiesen vorbei, steigen immer höher in die Berge. Die Strasse ist allerdings auch hier sehr schlecht, alles unbefestigt und manche Pfützen sind schon eher Teiche. So staunen wir dann auch nicht schlecht, als uns plötzlich ein Mercedes mit Armenischem Kennzeichen entgegen kommt – unerklärlich, wie man mit diesem Wagen hier durch fahren kann!

Auf der Fahrt von Akaltshike nach Batumi

Wo hört die Strasse auf, wo beginnt der Bach?

Gebirgsbach in Adscharien

Peya vor einem Wasserfall

Bei einem Bauerndorf machen wir kurz halt, um Käse zu kaufen und sind natürlich sofort die Attraktion. Nach der Passhöhe halten wir dann für ein Picknick, Peya und sein Kumpel haben Brot, Tomaten und Gurken gekauft, dazu gibts griechischen Uzo. Der nächste Halt ist dann erst einige tausend Kurven später, als es Yvonne schon langsam schlecht ist. Noch immer staunen wir, wie ähnlich die Landschaft derjenigen der Schweizer Alpen ist – einmal biegen wir um eine Kurve und fragen uns, seit wann es in Marbach ein Minarett gibt… Adscharien wird nämlich vorallem von Muslimen bewohnt, und so stehen zwischen den Tannen und Bauernhütten immer auch wieder die spitzen Türme, die wir ja sonst nur von den SVP-Plakaten kennen…

Bauerndorf in der Nähe des Goderdzi-Passes

Fahrt durch ein abgelegenes Bauerndorf

Käse kaufen in der Nähe des Goderdzi-Passes

Direktvermarktung à la Adscharien

Pause auf dem Weg von Akaltshike nach Batumi

Pause auf dem Weg nach Batumi

Als wir dann nach sieben Uhr durch die ersten Vororte der Hafenstadt Batumi fahren, sind wir schliesslich erleichtert, dass wir die Fahrt geschafft haben. Während unsere zwei Reise(beg)leiter noch nach Kobuleti im Norden weiter fahren (wo offenbar die wahren Partys stattfinden) wechseln wir in ein Taxi und gehen auf Hotelsuche. Das Stadtzentrum erschreckt uns ziemlich, es wirkt sehr dreckig und alle Strassen sind aufgerissen, überall Abfall und Pfützen, die Strasse mit unserem Hotel ist stockdunkel.

Schon bald merken wir aber, dass hier gebaut wird – offenbar werden gerade viele Strassen erneuert, Hotels gebaut und Häuser renoviert. Die Strandpromenade ist zum Glück schon fertig und wir freuen uns nun um so mehr, endlich am Meer zu sein.

In den Bergen von Adscharien

Fast wie im Entlebuch: Landschaft in Adscharien


Seit dem 23. Juli waren wir jetzt in Batumi und lagen vor allem am Strand, heute (28. Juli) geht es weiter in Richtung Türkei; wir wollen am Nachmittag bei Sarpi über die Grenze und unser nächstes Ziel ist die Tee-Stadt Rize.