Als wir am Abend nach dem Ueberflug zur Busstation kamen, erschraken wir erst mal zuenftig: das Buero-Haeuschen war verriegelt und vergittert! Wir fuerchteten bereits, zu spaet zu sein und den Bus verpasst zu haben, doch es stellte sich heraus, dass die Station aus Sicherheitsgruenden zugesperrt war – der Ticketverkauefer liess uns durch ein kleines Loch im grossen Blechtor in den kleinen Raum, wo wir dann mit den anderen Fahrgaesten bis zur Abfahrt Tier-Dokumentarfilme im Fernsehen schauen durften…Als wir dann frueh am anderen Morgen in der Andenstadt Arequipa ankame, waren wir trotz der “Liegesitze” im Bus noch muede, die Fahrt ueber die holprigen Strassen und um die unzaehligen Kurven hatte uns ordentlich durchgeschuettelt und so zog es uns erst mal ins Hotel und wir schliefen noch mals ein paar Stunden. Da Sonntag war und deshalb sowieso die halbe Stadt wie ausgestorben, verpassten wir wohl nicht all zu viel…

Fuer den Dienstag hatten wir bei einer Agentur eine Fuehrerin und einen Fahrer gebucht, um etwas aufs Land zu kommen und einen Eindruck vom Leben in den Anden abseits der Staedte zu bekommen. Erst mal lernten wir aber einiges ueber das Telefonieren in Peru: die Dame von der Agentur wollte keinesfalls mit ihrem Festnetztelefon jemanden anrufen, dies sei zu teuer und der Apparat nur zum entgegennehmen von Anrufen – um selbst jemanden anzurufen geht man ins Telefonbuero ueber die Strasse… Und als dann der Fahrer am Morgen die Fuehrerin suchte, hielt er an einer Strassenecke und winkte eine der vielen Frauen mit leuchtgelbem Gilet zu sich heran, welche ihm dann ihr Handy zur Verfuegung stellte!

Nach dem wir uns in Arequipa einigermassen an die Hoehenluft gewoeht hatten, fuhren wir weiter nach Puno. Dieses Staedtchen liegt am Titicacasee im Sueden Perus, an der Grenze zu Bolivien. Der Titicacasee ist der hoechst gelegene navigierbare (= schiffbare) See der Welt und wir hatten 3800 Hoehenmeter seit Lima zurueckgelegt! Das merkten wir vor allem beim Klima: waehrend die Sonne am Tag mit voller Haerte auf unsere Koepfe prallte, waren die Naechte eisig kalt und wir stiegen sogar mit dem Wollpulli ins Bett. Da ein Besuch dieses Sees auf den meisten Touristen-Programmen steht, hat Puno eine kleine Fussgaengerzone, die “Calle Lima”, welche aus einem beliebigen italienischem Kuestenort kopiert sein koennte: Strassehaendlerinnen verkaufen Pullover und Muetzen (hier natuerlich aus Alpaca-Wolle), Polizisten markieren gelangweilt Praesenz und Keller versuchen Touristen mit Pizza, Pasta und Hamburger in ihre Lokale zu locken. Unser Hotel lag allerdings an der “Calle Puerto” und somit mitten im Alltagsleben der Einheimischen – hier wurde statt Souvenirs Fisch, Gemuese-Banane und Kartoffeln gehandelt.

Um auf einige der Inseln im See zu gelangen, buchten wir im Reisebuero eines Fair-Trade-Ladens eine zweitaegige Tour mit dem Schiff. Am Donnerstag morgen legte wir ab, zusammen mit einigen Paeaerchen in unserem Alter aus Europa sowie einer Hand voller Leute im gesetzteren Alter aus den “Estados Unidos”. Einen ersten Stop machten wir bei den “schwimmenden Inseln”. Die Uro-Indianer hatten vor einigen hundert Jahren begonnen, aus Torf uns Schilf diese Inseln zu bauen, auf denen sie bis heute wohnen und leben. Da die Schilfinseln unten langsam verrotten, wird oben standig mit neuem Schilf wieder “aufgestockt” – und wenn man sich mit dem Nachbar verkracht, saegt man die Insel entzwei, lichtet den Anker und sucht sich eine neue Bleibe.

Nach einem einfachen und schmackhaften Mittagessen trafen wir uns wieder auf dem Dorfplatz mit dem Rest der Reisegrupe und stiegen dann auf den einen der zwei Berge der Insel, um von dort aus den Sonnenuntergang zu geniessen. Der Aufstieg war ziemlich streng und wir befanden uns schlussendlich auf ueber 4200 m. ue. M. – das Panorama und vorallem die wunderbare stille waren die Anstrengung aber wert. Waehrend des Abstiegs bekamen wir jedoch beide starke Kopfschmerzen und Yvonne wurde zu allem auch noch schlecht – die Hoehenkrankheit hatte uns doch noch erwischt! Mit droehnendem Schaedel lagen wir den Rest des Abends herum und wurde von unserer Gastfamilie in bester Indio-Manier mit Tees aus allerlei Kraeutern gepflegt….Am naechsten Morgen war dann alles wieder gut und wir setzten uns wieder mit den anderen Touriste ins gleiche Boot – nach einer etwas halbstuendige Fahrt erreichten wir – bereits wieder auf dem Rueckweg in die Stadt – die Insel Taquile. Attraktion dieser Insel ist, dass die Maenner ihre Wollmuetzen sowie das Brautkleid der zukuenftige Frau selber stricken und besticken! Zudem erkennt man an der Zipfelmuetze auch gerade noch den Zivilistand des Herrn: rot bedeutet verheiratet und rot-weiss bedeutet Single! Schon ein etwas merkwuerdiger Anblick, wenn man ueber die Insel wandert und einem “Grossvater” begegnet, der auf seinem Nachmittagsspaziergang “lismet”!

Nach der Rueckkehr nach Puno ging’s weiter nach Cusco, von wo aus wir mit dem Touristenzug nach Aguas Calientes fuhren, worueber im Reisefuehrer steht, es sei das “wuesteste Dorf Suedamerikas” – zurecht! Doch man kommt nicht daran vorbei, wenn man auf den Machu Picchu will, und das wollten auch wir. Morgens um fuenf fuhren wir mit dem ersten Bus nach oben und genossen anschliessend das Lichtschauspiel der verschwindenden Nebelschwaden in der aufgehenden Morgensonne. Von Cusco aus starteten wir dann noch eine viertaegige Tour in den Amazonas-Dschungel, namentlich ins Biosphaerenreservat “Manu” (da fuehlt man sich doch als Entlebucher gleich etwas zu Hause). Auf dieser Tour frass ueber Nacht ein waschechtes Opossum unsere letzten Bananenvorraete und wir holten uns die obligatorische Ferien-Magenverstimmung – und davon erholen wir uns jetzt gerade in Mancora, ganz im Norden Perus an einem wunderschoenen (und dank Nebensaison quasi leeren) Strand – deshalb hier auch nur die Kurzform 😉

Uebrigens ist auf der Reise von Cusco nach Mancora (via Taxi – Flugzeug – Flugzeug – Taxi – Bus – Motorradtaxi) Phils Handy abhanden gekommen und dieser Kommunikationsweg mit uns deshalb nur noch ueber Yvonnes Handy moeglich…

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