Eine erste Botschaft aus Suedamerika – mit viel Text, Fotos folgen so bald ich mich getraue, die Kamera auf der Strasse herumzutragen 😉

Yvonnes berichte von ihrer Ecuador-Reise findet man nach wie vor unter http://yvi-unterwegs.blogspot.com/

Nach einigermassen qualvollen 11 Stunden im randvollen Flieger von
Madrid nach Lima wartete ich erst mal fast eine Stunde auf das Gepaeck
– zusammen mit den anderen gut 300 Passagieren; nur ab und zu zerrte
jemand einen in Plastikfolie eingeschweissten Koffer vom Band und brach
erleichtert auf, meistens schienen die selben Gepaeckstuecke durch die
Menge zu rotieren… Als dann auch noch der Zoll hinter mir lag konnte
ich endlich Yvonne in die Arme schliessen. Zusammen mit einem
Taxifahrer hatte sie stundenlang auf mich gewartet. Obwohl erst etwa
sieben Uhr war es bereits dunkel und wir fuhren auf direktem Weg ins
Hotel in Miraflores – einem Wohnquartier der Oberschicht und dadurch
auch fuer uns einigermassen sicher, so dass wir uns spaeter auch noch
mal auf die Strasse wagten, um Essen zu kaufen.

Am anderen Morgen erwartete uns die Peruanische Hauptstadt mit einem trueb-grauen Himmel (dies sollte auch so bleiben – ist wohl das ganze Jahr ueber so) und dem aus anderen Grossstaedten bekannten Abgasgeruch. Fuer einmal entschieden wir uns fuer den “Weg des geringsten Widerstandes” und buchten bei einem Reisebuero eine Stadtrundfahrt mit Fuehrer. Zusammen mit Mexikaneren, Indern, Japaneren und natuerlich etlichen US-Amerikanern (die Gringos sind hier ueberall) wurden wir also durch das Stadtzentrum gekarrt und konnten uns das Treiben auf der Strasse durch die Fenster des klimatisierten Cars anschauen. Eine etwas befremdende Erfahrung, allerdings auch lohnenswert dank der interessanten und witzigen Kommentare des “Reiseleiters” in spanisch und englisch. Schliesslich wurden wir dann doch noch in die freie Wildbahn entlassen und folgten einem gelben Faehnchen durch das “xxxx”, auf die “Plaza des Armas” und durch die Katakomben des “yyy”.

Ausgeladen wurden wir dann vor dem gigantischen Shoppingcenter “LarcoMar”, welches als Terrassen in den Steilhang zum Meer hinunter gebaut ist. Schoen aber doch unendlich weit weg von dem Lima, welches wir am Nachmittag gesehen hatten. Anstatt mit Meeresblick Gucci und Nike einzukaufen liessen wir uns von einem Taxi zum nahe gelegenen “Hare Krishna” Restaurant fahren – auch dies wieder eine andere Welt, aber immerhin eine mit frischem Fruchtsaft und billigem warmem Essen 😉

So hatten wir die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten Limas in einem Tag abgeklappert und damit eigentlich auch genug gesehen. Die Stadt ist gigantisch, stinkt (ist dabei aber erstaunlich sauber) und alles ist ummauert, eingezaeunt, videoueberwacht und wer von Beruf nicht Taxifahrer ist arbeitet mit Sicherheit als Sicherheitsmann oder Polizist! Die Señora von der Reception organisierte fuer uns Bustickets nach Nazca und dort einen Flug ueber die bekannten Nazca-Linien in der Wueste. Wir wurden unterdessen von einem liebenswerten aelteren Herrn in seinem Restaurant verpflegt und fanden anschliessend fast den Rueckweg zum Hotel nicht, da wir einer etwas ungemuetlich aussehenden Demonstration ausweichen mussten. Gegen Abend fuhren wir dann mit einem “Luxus-Bus” auf der legendaeren “Carreterra Panamericana” los, zuerst endlos durch die Vororte (um nicht “Ghettos” zu schreiben) von Lima und dann durch eine oede Landschaft, immer dem Meer entlang und Richtung Sueden, vorbei an uralten Lastwagen und sonstigen kreativen Fuhrwerken. Leider begann es irgendwann, leicht zu regnen, aus dem Fernseher traellerte ein spanisch Untertitelter Hollywood-Streifen und schon bald war es dunkel. Ausser dem agressiven Fahrstil unseres Chauffeurs haette uns eigentlich nichts an einem Nickerchen gehindert, und als wir dann gegen zehn Uhr tatsaechlich mal schliefen wurden wir von der “Stewardess” geweckt – wir waren in Nazca angekommen. Wie im Reisefuehrer versprochen erwarteten uns einige Hotel-Schlepper, gluecklicherweise aber auch zwei, die dank der Reservation unsere Namen kannten. Wir landeten so im “Friends House”, wobei der erste “Friend” stockbesoffen und laut “choderend” vor dem Fernseher im Eingangsbereich hockte… Die Betreiber der Unterkunft waren alles junge Peruaner mit langen Haaren, Tattoos und einer zuenftigen Portion “machismo” und wir froh, endlich wieder in einem richtigen (obwohl etwas muffigen) Bett zu liegen. Im Gegensatz zur verwinkelten Herberge im Lima gab es hier auch weder kitschige Marienbilder noch Ungeziefer an den Waenden.

Heute morgen waren wir ziemlich frueh auf den Beinen, denn die Typen von der Mini-Airline hatten uns auf zehn Uhr zum Rundflug bestellt (in Lima sprach man noch von neun Uhr). Als dann auch um elf noch niemand auftauchte, rief Yvonne bei der Airline an und erfuhr, dass man wegen des Wetters (?) warten muesse und dass sie leider die Telefonnummer des “Friends House” nicht gehabt haetten und uns deshalb nicht informieren konnten… Irgendwann wurden wir dann doch noch von einem grossen alten Chevi-Van abgeholt und zusammen mit einem Italiener mit zwei Riesen-Spiegelreflexkameras zum Aerodromo kutschiert, wo uns auch schon unser persoenlicher Pilot in Empfang nahm. Nach einem etwas sehr simplen Sicherheitscheck kletterten wir drei und der Pilot in die kleine Cessna und schon roehrte der Motor los.

Der Flug in der kleinen Kiste war ein geniales Erlebnis (allerdings nicht unbedingt fuer den Magen – wir wussten danach auch, was mit den Wetter-Bedenken trotz stahlblauem Himmel gemeint war) und unser Pilot graste routiniert die grossen, aus unterschiedlich gefaerbten Steinen in der Wueste ausgelegten Figuren ab – und kippte natuerlich jedesmal vergnuegt die Maschine in die Vertikale, um eine gute Fotoperspektive zu schaffen. Diese Bilder und geometrischen Linien sind teilweise kilometerlang und mehrere tausend Jahre alt, und bis heute kann man nicht genau erklaeren, wie und wo zu sie entstanden. Von Mathematikern bis Roman-Autoren werden immer neue Theorien erstellt, nicht fehlen darf dabei natuerlich auch der Schweizer Von Daeniken nicht, der in den sogenannten Geoglyphen selbstverstaendlich UFO-Landeplaetze sieht…

Nach einer guten halben Stunde hatten wir wieder festen Boden unter den Fuessen und kehrten – noch immer gut durchgeschuettelt – in den Ort zurueck. Als wir uns transportfaehig fuehlten gingen wir essen und bekamen (fuer gut acht Franken pro Person) herrliche Menues aufgetischt, mit Getraenken und Salat. Danach war dann die Welt wieder in Ordnung und so sitzen wir jetzt im Internet-Cafe. Erst um Mitternacht faehrt der Bus nach Arequipa, unserem naechsten Ziel. Es geht also weg von Meer und Wueste, bergwaerts in die Anden.

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